Experten fordern Entschleunigung und eine schülerfreundliche Schule

Landesschülersprecher Kamyar Mansoori weiß: „Schule geht anders!“ und bekommt Unterstützung von der Hessischen Elternschaft, den Jugendverbänden und der Wissenschaft. Das Podium der Evangelischen Jugend auf dem Hessentag war sich einig: Junge Menschen brauchen Gelegenheitsstrukturen und ein anderes Lernen! G 8 und eine „schlechtumgesetzte Ganztagsschule“ sind ein riesiges Problem.

Wie es anders gehen kann, skizziert Jugendforscher Prof. Dr. Gerd Stüwe. Schule braucht andere Lernstrukturen, die Selbstlernprozesse fördern. Lehrer sollen handlungsorientiert arbeiten und ein sinnliches Lernen befördern. Junge Menschen brauchen „Zeit, um Bildung zu genießen!“ Und Jugendverbände schaffen genau die Gelegenheitsstrukturen, die ein „Lernen für das Leben“ ermöglichen. Sie können Schule nicht ersetzen, aber die beiden Systeme können und müssen sich ergänzen.

Jugendliche stehen insgesamt vor veränderten Herausforderungen, ihre Lebensbedingungen verändern sich stark, ihre Lebensläufe individualisieren sich, Orientierungspunkte werden weniger, Familienverbünde lösen sich auf. Das gerade in dieser Lebenssituation die Mittelstufe um ein Jahr gekürzt wurde, geht auch Karen Anschütz vom Landeselternbeirat zu weit. G 8 geht auch schülerfreundlich, waren sich die Talkgäste einig und schlagen flexible Schuleingangs- und Oberstufen vor. Schüler und Eltern können selbst entscheiden, wie schnell und mit wie viel Druck die Schulzeit erlebt werden soll.

Junge Menschen müssen auch „für das Leben lernen“ können, sagt Harald Stenger vom Deutschen Fußballbund und fordert neben allen Anforderungen und aller Leistungsbereitschaft „stressfreie Räume“. Und Jasmin Meister von der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau betont die Qualität von außerschulischen Lernorten. Sie spricht aus eigener Erfahrung, wenn sie die Qualität ihres ehrenamtlichen Engagements für die eigene Biografie und ihr eigenes Lernen betont. Diese Erfahrung motiviert sie dazu, sich auch politisch für die Selbstorganisation junger Menschen und die außerschulische Jugendbildung zu engagieren.

Auch Cornelia Lange vom Hessischen Sozialministerium ist sich sicher, dass junge Menschen nicht weniger politisch oder weniger engagiert sind, vielmehr verlagert sich das Engagement nur. Alle waren sich einig: Ehrenamtliches Engagement ist für die, die sich engagieren wichtig und sinnvoll, sonst würden sie sich nicht engagieren. Und deshalb gilt es auch, die Rahmenbedingungen für dieses Engagement zu erhalten und auszubauen.

Der Landesverband der Evangelischen Jugend in Hessen hatte Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen zu einem Jugendpolitischen Talk auf dem Hessentag in Oberursel eingeladen. Über den Alltag von jungen Menschen in Zeiten von G 8, Ganztagsschule und Ehrenamt diskutierten der Jugendforscher Prof. Dr. Gerd Stüwe (FH Frankfurt), Landesschülersprecher Kamyar Mansoori, Cornelia Lange (Hessisches Sozialministerium), Harald Stenger (Pressesprecher der DFB-Fußballnationalmannschaft), Ursula Pullmann (Schulleiterin Gymnasium Babenhausen), Jasmin Meister (Vorsitzende der Ev. Jugend in Hessen und Nassau e. V.) und Karen Anschütz vom Landeselternbeirat.